Die soziale Dimension beim Bologna-Prozess

Auf nationaler wie auch auf internationaler Ebene mischt sich das Deutsche Studentenwerk in den Bologna-Prozess ein und zeigt die soziale und wirtschaftliche Lage der Bachelor- und Master-Studierenden. Die soziale Dimension des Studiums muss in allen 47 Bologna-Staaten berücksichtigt werden.

Der seit dem Jahr 1999 laufende Prozess hat auch eine soziale Dimension, national wie international. Wie gut das Bachelor- oder Master-Studium gelingt, ist nicht allein eine Frage der Studienorganisation, sondern auch der sozialen Rahmenbedingungen.

Bachelor-Studierende auf soziale Infrastruktur angewiesen

Eine Sonder-Befragung im Rahmen der Sozialerhebungen zeigt: Bachelor-Studierende sind noch stärker als ihre Mitstudierenden in den "alten" Studiengängen auf die soziale Infrastruktur angewiesen. Sie wohnen häufiger im Studentenwohnheim, das BAföG spielt für sie eine wichtigere Rolle, und sie essen häufiger in der Mensa.

Regelstudienzeit erhöhen

Und: Auch Bachelor-Studierende arbeiten nebenbei. Um Konflikte zwischen Studienanforderungen und Nebenjob zu vermeiden, fordern wir, die Gesamtstudiendauer für das Bachelor- und Master-Studium zu erhöhen.

Auslandsmobilität ermöglichen

Ein Kernziel des Bologna-Prozesses ist es, die Auslandsmobilität der Studierenden zu erhöhen. Bisher gelingt das nicht.

Die Sozialerhebung zeigt: Eine der größten Hürden für ein Auslandsstudium ist die Finanzierung. Darüber hinaus hängt die Mobilität der Studierenden immer noch stark von deren sozialer Herkunft ab. Durch die straffe Studienordnung verlagert sich der Auslandsaufenthalt stärker ins Master-Studium.

  • Konkret soll das Auslands-BAföG bedarfsdeckend ausgebaut und allgemein die Mitnahme der Studienfinanzierung für die Studierenden verbessert werden.
     
  • Das Auslands-BAföG muss in Zukunft in alle 47 Bologna-Staaten mitnahmefähig sein. 
     
  • Auch das Mobilitätsprogramm Erasmus+ muss bedarfsdeckend ausgebaut werden. Und auch für Master-Studierende muss die Förderung ein Stipendium sein, kein Darlehen.
     
  • Studienordnungen müssen einen Auslandsaufenthalt nicht nur fordern. Sie müssen ihn in der Struktur auch zulassen, ohne dass Nachteile für die Studierenden entstehen,  beispielsweise eine längere Studienzeit.

"Social Dimension": Bitte konkret

In den 47 Bologna-Staaten ist die Situation ähnlich. Es reicht nicht, dass die Abschlüsse auf Bachelor und Master umgestellt sind. Damit die schätzungsweise 20 Millionen Studierenden im einheitlichen Europäischen Hochschulraum auch wirklich mobil sind, benötigen sie eine solide Studienfinanzierung, bezahlbaren Wohnraum und campusnahe Verpflegung.

Wir fordern die Bildungsminister/innen der Bologna-Staaten auf, die viel zitierte "Social Dimension of the Bologna Process" zu konkretisieren und die Studentenwerke und deren europäische Pendants als offizielle Partner im Bologna-Prozess anzuerkennen.

Vorstandsvorsitzender

Matthias Anbuhl

Tel.: +49 30 297727-13

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