18.05.2021

Studium & Belastung

Studierende in M-V sind psychisch belastet und zweifeln am Studium

Studierende sind durch die Pandemie und die damit verbundenen anhaltenden Maßnahmen und Einschränkungen des Studienalltags stark belastet. Die psychologische Beratungsstelle im Studierendenwerk Greifswald hat eine Zunahme der Anfragen und eine Verstärkung der Belastungen unter den Studierenden wahrgenommen. Dazu wurden Studierende in ganz Mecklenburg-Vorpommern vom 01. bis 19. März 2021 zu ihrer sozialen und psychischen Situation befragt.

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Ziel der Befragung war es, das psychische Wohlbefinden, Studienzweifel sowie die Wahrnehmung der vorhandenen Beratungsangebote zur Sicherung des Studienerfolgs unter Studierenden zu betrachten. Darüber hinaus wurden die Studierenden zu ihrer Wohnsituation in den Wohnheimen des Studierendenwerkes befrag. In Greifswald, Stralsund und Neubrandenburg beteiligten sich 1.341 Studierende.

Studierende in Greifswald, Stralsund und Neubrandenburg können auf eine Sozialberatung, eine psychologische Beratung und Rechtsberatung des Studierendenwerkes zurückgreifen. 68 % der Befragten kennen mindestens eins der drei Beratungsangebote. Sofern der Bedarf besteht, wünscht sich ein Großteil der Studierenden bei allen drei Angeboten eine Einzelberatung vor Ort. Mehr als die Hälfte der Befragten (57 %) geben an, dass für sie in der momentanen Situation mindestens eines der Beratungsangebote hilfreich wäre. Speziell die psychologische Beratung wird hierbei von 85 % der Studierenden, die Beratungsbedarf haben, als besonders hilfreich eingestuft. Die Pandemie hat den Bedarf an Beratung für die Studierenden nochmal verstärkt: Knapp 60 % der Befragten geben an, dass sie im Bereich der psychologischen Beratung mehr Bedarf haben, als vor der Pandemie, 40 % sehen keine Veränderung im Bedarf. Bei der Sozialberatung haben knapp 30 % der Befragten einen höheren Bedarf als vor der Pandemie, 70 % sehen keine Veränderung.

Auch bei den Themen, die die Studierenden bedrücken und bei denen sie sich Hilfe in der psychologischen Beratung erhoffen, sind durch die aktuellen Studienumstände geprägt: So sind die am häufigsten genannten Themen Prokrastination überwinden (58 %), Umgang mit veränderten Bedingungen durch die Corona-Pandemie (42 %) und Stärkung sozialer Kompetenzen / Kommunikation (38 %).

Die Beratungsangebote des Studierendenwerkes erhalten von den befragten Studierenden, die die Angebote kennen, gute bis sehr gute Zufriedenheitswerte. Ein Großteil der Studierenden (zwischen 86 % - 98 %) würde die Angebote des Studierendenwerkes weiterempfehlen.

Verschiedene Ergebnisse zeigen zudem die zunehmende Einsamkeit der Studierenden nach über einem Jahr Pandemie. Fast 90 % der Befragten wünschen sich mehr Begegnungsmöglichkeiten unter Studierenden, 82 % vermissen Begegnungen mit anderen Studierenden im Allgemeinen. Wenn Studierende nach den Vorteilen vom Leben im Studierendenwohnheim gefragt werden, sind die beiden am häufigsten genannten Antworten: Keine Einsamkeit und Kontakt mit anderen Studierenden.

Erschreckend sind die Ergebnisse im Hinblick auf Studienzufriedenheit und Studienzweifel. Nur 13 % geben an, mit ihrem Studium sehr zufrieden zu sein, 46 % der Studierenden sind eher zufrieden. Insgesamt 43 % geben ihre Zufriedenheit mit dem Studium mit nur „teils, teils“, „eher unzufrieden“ oder „sehr unzufrieden“ an. 85 % der befragten Studierenden stufen es als unwahrscheinlich ein, dass sie ihr Studium abbrechen, immerhin 13 % ziehen einen Abbruch in Erwägung und 2 % planen diesen Abbruch sicher. 22 % der Studierenden für die ein Abbruch eher nicht in Frage kommt, ziehen eine Unterbrechung des Studiums vielleicht oder sicher in Erwägung. Bei der gemeinsamen Betrachtung des psychischen Wohlbefindens und der Studienabbruchsabsicht fällt auf, dass Studierende, die ihr Studium sicher oder vielleicht abbrechen bzw. unterbrechen wollen, ein deutlich schlechteres Wohlbefinden zeigen, als die anderen Studierenden.

87 % der befragten Studierenden geben an, dass sie in den letzten zwei Wochen mindestens an einzelnen Tagen wenig Interesse oder Freude an ihren Tätigkeiten hatten. 89 % hatten an einzelnen Tagen das Gefühl keine Energie zu haben oder waren müde. 22 % geben sogar an, dieses Gefühl an beinahe jedem Tag gehabt zu haben. Mehr als Dreiviertel der Befragten geben an, dass sie in den letzten zwei Wochen mindestens an einzelnen Tagen Schwierigkeiten hatten, sich auf etwas zu konzentrieren. 81 % der Studierenden haben sich mindestens an einzelnen Tagen nervös, ängstlich oder angespannt gefühlt.

„Die Befragung hat unsere Befürchtungen bestätigt: Die Studierenden leiden zunehmend unter der Pandemie und den aktuellen Bedingungen, unter denen sie studieren. Sie zeigt auch, dass unsere sozialen Beratungsangebote so sehr wie nie zuvor von den Studierenden benötigt werden. Insbesondere die psychologische Beratung ist das wichtigste Unterstützungsangebot, um die Sorgen aufzufangen und damit  nicht zuletzt den Studienerfolg der Studierenden in Mecklenburg-Vorpommern zu sichern.“, fasst Dr. Cornelia Wolf-Körnert, Geschäftsführerin des Studierendenwerkes Greifswald zusammen.

Weiterführende Informationen finden Sie im Download-PDF.