05.12.2012

Studienerfolg sichern – Beratungsangebote ausbauen und finanzieren

Die 73. ordentliche Mitgliederversammlung des Deutschen Studentenwerks fordert Bund und Länder auf, den qualitativen und quantitativen Ausbau von Beratungsangeboten im Hochschulbereich zu fördern und die Studentenwerke explizit und angemessen in Förder- bzw. Ausbauprogrammen einzubeziehen.

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Konkret sind folgende Maßnahmen erforderlich:

  • Verzahnung von Förder- und Ausbauprogrammen (für die Schwerpunkte Lehre und Soziale Infrastruktur) unter gerechter und angemessener Berücksichtigung aller Akteure.
  • Explizite Einbeziehung der Studentenwerke in Förderprogramme von Bund und Ländern (z.B. in den Qualitätspakt Lehre) zum Ausbau von Beratungsangeboten
  • Reguläre Förderung der Qualitätssicherung/-entwicklung vorhandener Angebote – (Erhöhung der Zuschüsse für den laufenden Betrieb der Beratungsdienstleistungen der Studentenwerke)

Begründung

Ein erfolgreiches Studium bedarf guter Lehre, einer lern- und entwicklungsförderlichen Lebenswelt und zugleich einer unterstützenden sozialen Infrastruktur. Professionelle und bedarfsgerechte Beratung spielt in diesem Kontext eine essenzielle Rolle.

 

Aus den Datenerhebungen „Studienalltag und seine Bewältigung durch Bachelorstudierende“ sowie „beeinträchtigt studieren – Situation der Studierenden mit Behinderung und chronischer Krankheit 2011“ geht hervor, dass den Studienerfolg gefährdende Belastungen unter Studierenden sehr verbreitet sind, wodurch ein hoher potenzieller Beratungsbedarf in allen Studienphasen erkennbar wird. 49% der Studierenden fühlen sich durch Stress oder belastende Situationen in ihrem Studium beeinträchtigt, 47% geben an Schwierigkeiten im Bereich Erschöpfungs- und Überforderungsgefühle zu haben, 36% im Bereich Lern- und Leistungsstörungen, 32% im Bereich Studienfinanzierung.

 

Die Studentenwerke bieten ein breites Spektrum von Beratungsleistungen an: u.a. Sozialberatung, Psychologische Beratung, Beratung Studierender mit Behinderung. Die Inanspruchnahme dieser Beratungsangebote ist seit Jahren auf einem sehr hohen Niveau und steigt weiter an. Im Jahr 2011 zählten die Sozialberatungsstellen der Studentenwerke fast 60.000 Beratungskontakte in Einzelgesprächen, in der Psychologischen Beratung waren es fast 95.000 Kontakte. Hinsichtlich der Zahl der Ratsuchenden verzeichnen die Psychologischen Beratungsangebote eine Zunahme von 14% im Vergleich zum Vorjahr.

 

Die Notwendigkeit und Bedeutung von  Beratungsleistungen für die  Sicherung von Studienerfolg wird zunehmend von der Politik erkannt, der Ausbau von Beratungsangeboten allerdings nahezu nicht gefördert. Ausgebaut wurden die Studienplatzkapazitäten über die Hochschulpakte I und II, daneben wird durch Bund und Länder die qualitative Verbesserung der Lehre durch Sonderprogramme gefördert. Insbesondere beim Qualitätspakt Lehre als einem der größten Förderprogramme des Bundes zielen einzelne Projekte der Hochschulen

u. a. auf eine Steigerung des Anteils von First Generation Studierenden, die oft besonderer Beratung und Unterstützung über die Studienberatung hinaus bedürfen, um das Studium erfolgreich zu durchlaufen. Eine Einbeziehung und Förderung der Studentenwerke und ihrer Beratungsangebote ist jedoch bislang nicht vorgesehen.

 

Studentenwerke bauen im Rahmen ihrer Möglichkeiten und teilweise in Kooperation mit den Hochschulen die Kapazitäten der Beratungsstellen engagiert aus, um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden. Einen bedarfsgerechten Ausbau können sie jedoch nicht allein stemmen.

 

Orientiert an der steigenden Nachfrage, dem zunehmend empirisch abgebildeten generellen Bedarf, den steigenden Studierendenzahlen und einer zunehmenden Heterogenität der Studierenden ist eine angemessene und kontinuierliche Förderung des Ausbaus von Beratungsangeboten der Studentenwerke notwendig.

 

Die oben genannten Datenerhebungen zeigen Ausbaubedarfe aus Sicht der Studierenden insbesondere im Bereich präventiver und niedrigschwelliger Angebote (Workshops, Informationsveranstaltungen, neue Medien, offene Sprechstunden, Coaching), von Interventionsmöglichkeiten in akuten Belastungs- und Krisensituationen sowie der Erweiterung des internetbasierten Informationsangebotes. Hinsichtlich besonders relevanter Themen formulieren die Studierende Ausbaubedarf  u.a. im Bereich Studienfinanzierung, Lern- und Leistungsstörungen, Studium und Jobben, Umgang mit Beeinträchtigungen im Studium.

 

Aus den Erhebungen geht auch hervor, dass Studierende hohe Anforderungen an Beratungsangebote stellen, denen die pragmatische Erwartung einer effektiven, bedarfsgerechten und kurzfristigen Unterstützung zugrunde liegt. Demnach ist Professionalität – insbesondere hinsichtlich der Berücksichtigung spezifischer Problemlagen Studierender – eine entscheidende Voraussetzung für die Nutzung von Beratungsangeboten. Rahmenbedingungen und personelle Kapazitäten setzen jedoch quantitative und qualitative Grenzen. Dazu bedarf es angemessener und kontinuierlicher Förderungen, die es auch vorhandenen/etablierten  Angeboten ermöglichen sich entsprechend der aktuellen Entwicklungen und Bedarfe angemessen zu entwickeln.

 

Eine effektive Aufgabenverteilung und damit ein effizienter Ausbau qualitativ hochwertiger und bedarfsgerechter Beratungsangebote sind nur möglich, wenn alle Akteure/Beratungsanbieter angemessen und gerecht gefördert werden.

 

 

 

73. ordentliche Mitgliederversammlung

des Deutschen Studentenwerks (DSW)

am 4./5.12.2012