01.12.2015

Erfolgreiche Internationalisierung und Willkommenskultur setzen einen Ausbau der sozialen Infrastruktur voraus!

Die 76. ordentliche Mitgliederversammlung des Deutschen Studentenwerks (DSW) begrüßt die forcierte Internationalisierung des Hochschulstandorts Deutschland und fordert Bund und Länder auf, diese Ziele durch zusätzliche Mittel für die Studentenwerke zum Ausbau einer Willkommenskultur finanziell abzusichern.

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Beschluss der 76. ordentlichen Mitgliederversammlung des Deutschen Studentenwerks (DSW) vom 1./2. Dezember 2015

Erfolgreiche Internationalisierung und Willkommenskultur setzen einen Ausbau der sozialen Infrastruktur voraus!

Die 76. ordentliche Mitgliederversammlung des Deutschen Studentenwerks (DSW) begrüßt die forcierte Internationalisierung des Hochschulstandorts Deutschland und fordert Bund und Länder auf, diese Ziele durch zusätzliche Mittel für die Studentenwerke zum Ausbau einer Willkommenskultur finanziell abzusichern. Das von den Wissenschaftsministerinnen und Wissenschaftsministern in Bund und Ländern formulierte Ziel von 350.000 ausländischen Studierenden bis zum Jahr 2020 sieht die Mitgliederversammlung als sehr erfreulich an. Aufgrund der starken Zuwächse der vergangenen Jahre dürfte diese Zahl weit übertroffen werden, verstärkt durch die starke Zunahme studierfähiger Flüchtlinge. Ebenso erfreulich ist das formulierte Ziel, die Studienerfolgsquote ausländischer Studierender erheblich zu steigern, indem die Abbruchquote von derzeit 41% bis 2020 auf 25% reduziert werden soll, vergleichbar dem Studienerfolg deutscher Studierender. Der Studienerfolg ausländischer Studierender wird nicht nur durch adäquate Studienangebote ermöglicht, vielmehr sind die sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ebenso maßgeblich. Dieses gilt nach der 20. Sozialerhebung für die Studienfinanzierung und insbesondere für adäquate Angebote zur sozialakademischen und gesellschaftlichen Integration, für eine Willkommenskultur.

Um diese zu realisieren, sind Bund und Länder gefordert, – ergänzend zur Hochschulförderung – auch in die wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen zu investieren, insbesondere durch Förderung von

  • zusätzlichem preisgünstigen Wohnraum für ausländische Studierende
  • mehr und besseren Informations-, Integrations- und Beratungsangeboten sowie adäquater Kinderbetreuung für ausländische Studierende bei den Studentenwerken
  • Angeboten zur Erlangung von interkultureller Kompetenz und Mehrsprachigkeit
  • Angeboten zur systematischen und effektiven Verzahnung der beteiligten Akteure am Hochschulstandort

Begründung:

Aktuell brechen rd. 41% der internationalen Bachelor-Studierenden in Deutschland ihr Studium vorzeitig ab. Die einschlägigen Untersuchungen des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) zeigen, dass die Gründe im akademischen Bereich in einer fehlenden Übergangsphase ins eigenaktive Studieren, bei den sozialen Rahmenbedingungen in der ungenügenden Integration und dem fehlenden Kontakt mit deutschen Kommilitonen sowie in Studienfinanzierungsproblemen liegen.

Flankierende Maßnahmen durch die Studentenwerke, wie ein Dach über dem Kopf, gesunde Verpflegung, aber auch Studienfinanzierung, Beratungsangebote, Integration über soziale und kulturelle Kontakte sowie Angebote zur Kinderbetreuung sind für ein erfolgreiches Studium – und damit für den Erfolg von Internationalisierung unerlässlich. Mit ihren Angeboten sorgen die Studentenwerke dafür, dass Studierende den Kopf frei haben für ihr Studium und schaffen damit die Basis für ein erfolgreiches Studium.

Die von Bund und Ländern angestrebte Internationalisierung und Etablierung einer Willkommenskultur braucht also eine solide Ausfinanzierung der Service- und Beratungsangebote der Studentenwerke.

Bau zusätzlicher Wohnheimplätze/Integration im Wohnheim: Ausländische Studierende sind in besonderem Maße auf die kostengünstige und integrationsfördernde Unterbringung im Wohnheim angewiesen. Zurzeit leben 37% der Bildungsausländer im Wohnheim (vgl. DSW-Sozialerhebung). Flankierend sind zusätzliche Betreuungsangebote innerhalb der Wohnheime zur Förderung der gesellschaftlichen und Studienintegration erforderlich.

Ausbau der Beratungsleistungen in den Studentenwerken: Zusätzlich zum bestehenden ist ein flankierendes Beratungsangebot seitens der Studentenwerke erforderlich, das auf den Bedarf ausländischer Studierender zugeschnitten ist (wie Sozialberatung, psychologische Beratung, Studienfinanzierungsberatung etc.). Zudem bedarf es Hilfen für die Mittelvergabe in finanziellen Notsituationen.

Ausbau des (kulturellen) Integrations- und Informationsangebots in den Studentenwerken: Die bestehenden Angebote der Studentenwerke für ausländische Studierende wurden bislang oftmals auf Basis einer zeitlich befristeten und auslaufenden Projektfinanzierung realisiert. Bund und Länder sind gefordert, hier eine dauerhafte Finanzierung, auch für die Studentenwerke, zu schaffen, die den tatsächlichen Anforderungen gerecht wird.

Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen: 11% der internationalen Studierenden sind Eltern (vs. 5% der deutschen Studierenden). Die Zahl vorhandener Kitaplätze muss erheblich gesteigert werden.

Übergreifend bedarf es für alle Arbeitsbereiche in den Studentenwerken Fortbildungsmöglichkeiten zur Steigerung der interkulturellen und sprachlichen Kompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.