12.04.2024

Tipps und Informationen Nr. 04/2024

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Aus DSW und IBS

IBS: Konzentration auf die Unterstützung von Berater*innen von Studierenden mit Behinderungen/chronischen Krankheiten

Das Beratungsangebot der IBS, die durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, stand bislang auch Studierenden zur Verfügung, die an ihrer Hochschule bzw. ihrem Studierendenwerk kein fachspezifisches Angebot finden konnten, und Studieninteressierten, die vor Studienaufnahme oft ohne spezifische Ansprechpartner*innen mit Expertise sind. Mit dem Start des aktuellen Projektzeitraums im Januar 2024 soll sich die IBS mit Blick auf die rechtlich verankerte Aufgabenteilung zwischen Bund und Ländern ganz auf die Beratung und Qualifizierung der Beratenden von Studierenden mit Behinderungen/chronischen Krankheiten konzentrieren. Wir bitten deshalb darum, Studierende und Studieninteressierte zukünftig ausschließlich an die Ansprechpartner*innen in Hochschulen und Studierendenwerken oder andere thematisch passende Beratungsstellen zu verweisen. Bitte denken Sie auch daran, die Informationen auf Ihren Internetseiten und in Ihren Informationsmedien zu aktualisieren. Hintergrundberatung für Beratende selbst bieten wir im Bedarfsfall weiterhin an.

Für die Beratungspraxis

Sächsisches Landessozialgericht: Kein Ausschluss von Leistungen zum Lebensunterhalt nach SGB II bei Wiederholungsklausur im Urlaubssemester

Urlaubssemester sind gerade für Studierende in besonderen Lebenslagen ein wichtiges Instrument, um notwendige, z.B. krankheitsbedingte, Studienunterbrechungen zu gestalten. Vorteil: Urlaubssemester zählen nicht als Fachsemester. Nachteil: in Urlaubssemestern gibt es keinen Anspruch auf BAföG. Stattdessen sind Studierende nicht mehr grundsätzlich von unterhaltssichernden Leistungen nach SGB II (Bürgergeld) ausgeschlossen. I.d.R. können Studierende im Urlaubssemester aber nur dann Anspruch auf  Bürgergeld geltend machen, wenn sie während dieser Zeit die Ausbildung tatsächlich nicht mehr betreiben. Aber was heißt "Betreiben der Ausbildung" konkret?

Im vorliegenden Fall entschied das Landessozialgericht - anders als die Vorinstanz - im Sinne einer wegen Schwangerschaft und Mutterschutz beurlaubten Studentin, die sich im Urlaubssemester auf eine Wiederholungsprüfung vorbereitet und diese auch absolviert hatte. Das Gericht bestätigte ihren Anspruch auf Leistungen zum Lebensunterhalt nach SGB II in der fraglichen Zeit, insbesondere weil die Studentin nicht an Lehrveranstaltungen und anderen Prüfungen teilgenommen hatte und der Vorbereitungsaufwand zeitlich nachvollziehbar begrenzt war. Dass das sächsische Hochschulgesetz zur damaligen Zeit die Möglichkeit der Prüfungswiederholung für Studierende im Urlaubssemester ausdrücklich vorsah (und mittlerweile Hochschulen auffordert, die Erbringung von Studien- und Prüfungsleistungen in Urlaubssemestern ohne vorgegebene Begrenzungen zu ermöglichen), spielte dagegen für die Rechtsentscheidung eine nachgeordnete Rolle. Es wird einmal mehr deutlich, wie unzureichend Hochschulrecht und Sozialrecht aufeinander abgestimmt sind. Die Folge: von Lockerungen hochschulrechtlicher Vorgaben für Studierende im Urlaubssemester können nur jene in vollem Umfang profitieren, die nicht auf finanzielle Unterstützungsleistungen der Sozialleistungsträger angewiesen sind. Das Urteil ist rechtskräftig.

HU Berlin: "Wissenschafts- und Meinungsfreiheit im öffentlichen Raum" - Ein professionsethischer Leitfaden der Humboldt-Universität zu Berlin

Hochschule versteht sich als ein Forum für gesellschaftliche Auseinandersetzungen. Durch die Einbindung von Social-Media-Plattformen haben sich die Bedingungen für den gesellschaftlichen Diskurs allerdings stark verändert: er ist offen für alle, schneller und emotionaler geworden. Das führt im Wissenschaftskontext zu neuen Herausforderungen. Der Akademische Senat der Humboldt-Universität zu Berlin hat deshalb einen berufsethischen Leitfaden veröffentlicht, der Forschende der HU für einen angemessenen und verantwortungsbewussten Umgang mit konfliktträchtigen Situationen und Themen in der Öffentlichkeit sensibilisiert. Worauf sollten Wissenschaftler*innen achten, wenn sie sich jenseits der Fachöffentlichkeit zu "Trigger-Themen" äußern? Müssen sie sich streng im Rahmen ihrer fachlichen Expertise bewegen? Was ist bei persönlichen Meinungsäußerungen zu beachten? Der Leitfaden richtet sich in erster Linie an Wissenschaftler*innen, kann aber auch anderen in der Öffentlichkeit Agierenden wertvolle Orientierung geben. Der Leitfaden wurde über zwei Jahre von zwei Arbeitsgruppen erarbeitet und im März 2024 vom Akademischen Senat verabschiedet. Beteiligt waren Professor*innen genauso wie wissenschaftliche Mitarbeiter*innen, Studierende sowie Mitglieder der Verwaltung und der Universitätsleitung.

Aus Hochschulen und Studierendenwerken

Hochschule Bremerhaven: Ordnung für ein inklusives Studium Ende Februar 2024 in Kraft getreten

Die "Inklusionsordnung" regelt detailliert die Bestellung und Ausgestaltung des Amtes der*des Inklusionsbeauftragten sowie die damit verbundenen Aufgaben, Beteiligungsrechte und -pflichten. Damit sei - so die Inklusionsbeauftragte der Hochschule - nun eine Grundlage geschaffen worden, die dazu beiträgt, dass Lehrende, Verwaltungsmitarbeitende und Studierende in einen lösungsorientierten Dialog treten und Nachteilsausgleiche „nicht nach Lust und Laune gewährt werden“.

Studentenwerk Ostniedersachsen: "Willst Du mit mir gehen?" - Ein Gruppenangebot der Psychotherapeutischen Beratungsstelle (PBS)

Das Angebot der PBS „Willst Du mit mir gehen?“ entstand im November 2021 während der Corona-Zeit, als Treffen in Gruppen in geschlossenen Räumen nicht möglich waren. Da das Programm von Studierenden mit psychischen Belastungen als besonders wirksam erfahren wurde, wurde das Angebot der wöchentlich stattfindenden studentischen Gruppen-Spaziergänge beibehalten. Den inhaltlichen Impuls gibt das PBS-Team den Studierenden immer mit. Dafür setzen sie sich Anfang der Woche zusammen und überlegen, was die Studierenden beschäftigt bzw. mit was sie ihnen hilfreiche Denkanstöße geben können. "Manche Studierende sagen uns, dass ihnen dieses Angebot schon nach zwei Terminen durch ein Nadelöhr geholfen hat." - kommentiert Henner Janssen, einer der Therapeut*innen in der Psychologischen Beratungsstelle des Studentenwerks Ostniedersachsen.

KoMa: Resolutionen zur Umsetzung von Barrierefreiheit in Hochschulgebäuden, zur Schaffung und Ausgestaltung von Ruheräumen und zur Gestaltung inklusiver Lehrveranstaltungen beschlossen

Auf der 89. Konferenz der deutschsprachigen Mathematikfachschaften (KoMa) im November 2023 haben die Vertreter*innen im Konsensverfahren Forderungen zur barrierefreien Gestaltung von Hochschulgebäuden, zur Schaffung und Gestaltung von Ruheräumen auf dem Campus und zur Gestaltung inklusiver Lehrveranstaltungen beschlossen. Mit der Resolution zum Thema Ruheräume wird ein Aspekt der inklusiven Campus-Gestaltung in den Blick genommen, dem bislang viele Hochschulen nicht ausreichend Beachtung schenken (wie schon die best-Studien best1, best2 und best3 gezeigt haben). Zur Gestaltung inklusiver Lehrveranstaltungen gehört für die Fachschaften-Vertreter*innen insbesondere die Bereitstellung barrierefrei zugänglicher Skripte und die systematische Aufzeichnung und barrierefreie Bereitstellung aller Vorlesungen, das Angebot regelmäßiger Sprechstunden, Verzicht auf Anwesenheitspflichten und das Angebot, in der Kommunikation und der Leistungserbringung zwischen digitalen und analogen Formaten wählen zu können.

Aus Verbänden, Interessengemeinschaften und der Selbsthilfe

Aktion Mensch: Tipps und Materialien für (barrierefreie) Aktionen, z.B. zum Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen am 5. Mai

Wer sich für Inklusion einsetzen und Menschen zum Mitmachen bewegen möchte, findet hier wertvolle Tipps und Tricks - z.B. zu der Umsetzung von inklusiven Podiumsdiskussionen, Interviews oder Vorträgen im digitalen Format. Auch unabhängig vom Protesttag am 5. Mai nützlich.

advd: Standards für die digitale Dokumentation von Diskriminierungen entwickelt

Der Antidiskriminierungsverband Deutschland (advd) hat mit der Digitalen Akte eine webbasierte Anwendung geschaffen, die es Antidiskriminierungsberater*innen ermöglichen soll, Beratungsprozesse und Diskriminierungsfälle einfacher zu dokumentieren und zu koordinieren. Eine standardisierte Falldokumentation und ihre zahlenbasierte Auswertung bieten die Möglichkeit, Leerstellen und Handlungsbedarfe gegenüber politischen Akteur*innen besser aufzuzeigen und zu bekräftigen.

Aus Bund und Ländern

Stiftung Innovation in der Hochschullehre: Studentische Gutachter*innen gesucht

Studentische Gutachter*innen spielen eine entscheidende Rolle bei der Auswahl von Förderprojekten durch die Stiftung "Innovation in der Hochschullehre". Die studentische Perspektive soll dazu beitragen, dass innovative und zukunftsweisende Projekte ausgewählt und unterstützt werden. Wer als Gutachter*in tätig ist, so die PM der Stiftung, übernimmt Verantwortung für die Auswahl innovativer Lehrprojekte und beeinflusst aktiv die positive Veränderung der Hochschullehre. Studierende mit Behinderungen/chronischen Krankheiten könnten als Gutachter*innen die Gestaltung barrierefreier und inklusionssensibler Lehrformate fördern. Erfahrungen oder spezifische Kenntnisse werden nicht vorausgesetzt.

Sachsen: Sächsischer Selbsthilfepreis der Ersatzkassen 2024 ausgelobt

Die Ersatzkassen – das sind TK, BARMER, DAK-Gesundheit, KKH, hkk und HEK – sehen in der organisierten Selbsthilfe eine wichtige Säule innerhalb der Gesundheitsversorgung. Bereits zum elften Mal werden gute Ideen, innovative Konzepte und nachahmenswerte Projekte gesucht, die die gesundheitsbezogene Selbsthilfe-Arbeit stärken. Auch engagierte Einzelpersonen sollen gewürdigt werden. Bewerbungen sind bis zum 15. Juli möglich.

Internationales

EU: Wichtiger Schritt für mehr Barrierefreiheit in der EU – Der Europäische Behindertenausweis wird eingeführt!

Das Europäische Parlament hat am 24. April 2024 mit großer Mehrheit für die Einführung eines EU-Behindertenausweises votiert. Rat, Kommission und Parlament waren bereits im Februar zu einer Einigung gekommen. Damit ist die Einführung des europäischen Behindertenausweises nun final beschlossen. Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (dbsv) wertet die Zustimmung als wegweisende Entscheidung, die einen bedeutenden Schritt hin zu einer inklusiveren und zugänglicheren Gesellschaft in der Europäischen Union markiere. Der Europäische Behindertenausweis werde die Anerkennung des Behindertenstatus erleichtern und einen gleichberechtigten Zugang für Menschen mit Behinderungen in der EU fördern. Allerdings würden Menschen mit Behinderungen noch einige Zeit auf den Ausweis warten müssen, denn die Mitgliedstaaten hätten zweieinhalb Jahre Zeit, um die Richtlinie in nationales Recht umzusetzen, und weitere dreieinhalb Jahre, um die Ausweise auszugeben. In den Tipps + Informationen 01/2024 hatten wir bereits auf die Bedeutung des EU-Behindertenausweises für Studierende hingewiesen.

Aus Wissenschaft und Forschung

HS Bremen: INPART - Inklusive Partizipation durch integrierte Forschung

Unter der Leitung von Prof. Tannert beschäftigen sich die beteiligten Wissenschaftler*innen des Projekts INPART (Laufzeit: 11/2023 - 10/2026) mit der Frage, wie Partizipation gestaltet sein muss, damit die Perspektiven und Bedürfnisse behinderter Menschen im gesamten Forschungsprozess Berücksichtigung finden. Denn - so der Ausgangspunkt - spielen bei gängigen Partizipationsformaten die Faktoren Barrierefreiheit und Zugänglichkeit sowie die Perspektive behinderter Menschen oftmals eine untergeordnete Rolle. Vor allem die bei Technologieentwicklungsprojekten angewandten Partizipationsmethoden seien selten inklusiv. Anhand von Best-Practice-Beispielen will das Forschungsteam aufzeigen, ob und wie eine Beteiligung von behinderten Menschen an allen Phasen des Forschungs- und Entwicklungsprozesses gelingen kann. Ziel ist es, konkrete Vorschläge für die inklusive Gestaltung von Partizipationsprozesse zu entwickeln. Das Projekt wird vom BMBF gefördert.

HS Landshut + Bundesfachverband Essstörungen: Leitlinien für professionelle Online-Beratung von Menschen mit Essstörungen entwickelt

Im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums wurden im Forschungsprojekt „DigiBEssst“ der Hochschule Landshut und des Bundesfachverbandes Essstörungen e.V. (BFE) Standards für professionelle Online-Beratung bei Essstörungen entwickelt und in Qualitätsleitlinien zusammengefasst.

DZHW: "Diversität“ in Befragungen des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung - Thema des DZHW-Briefs 1/2024

Thema der Autorinnen Dr. Anja Gottburgsen und Prof. Dr. Monika Jungbauer-Gans (beide DZHW) ist es, die Potenziale der DZHW-Studien für das Monitoring von Vielfalt in Hochschule und Wissenschaft und für die Forschung aufzuzeigen. Die Daten aus den DZHW-Erhebungen stünden als Ressource für vertiefende Forschung zu Diversität, Intersektionalität und Benachteiligung im Hochschul- und Wissenschaftsbereich zur Verfügung. Auch könnten mit ihnen die Berichtspflichten zu Benachteiligungen im Hochschulbereich erfüllt werden. Die Befragungen mit Studierenden und akademischem Personal verschiedener Statusgruppen seien nicht vollständig standardisiert, sodass Daten aus verschiedenen Befragungen nicht immer direkt verglichen werden könnten. In einem Supplement werden die Fragen zur Erfassung von Vielfaltsdimensionen der verschiedenen Befragungen nebeneinandergestellt (inkl. der Erfassung des Merkmals Behinderung).

DZHW: Datensatz zu „Die Studierendenbefragung in Deutschland“ (2021) veröffentlicht

Wichtig für Bildungsforscher*innen (auch zum Thema "Studieren mit Behinderungen/chronischen Krankheiten"): Ab sofort – so das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) – steht der Datensatz zu „Die Studierendenbefragung in Deutschland“ als Scientific Use File und als Campus Use File zur Verfügung. Die im Sommersemester 2021 durchgeführte Studie sei die bisher umfassendste Befragung aller Studierenden in Deutschland und integriere mehrere, bisher getrennt durchgeführte Befragungen unter einem Dach. Das DZHW meldet: "Das Scientific Use File zur Forschung und das Campus Use File für Studium und Lehre umfassen jeweils insgesamt fast 188.000 auswertbare Fälle; dabei unterscheidet sich die Detailtiefe der verfügbaren Befragungsmerkmale je nach gewähltem Zugangsweg (Onsite, Remote, Download)." Die Zugangs- und Nutzungsbedingungen für SUF und CUF finden Forschende auf den Seiten des Forschungs-Datenzentrums.

  • DZHW-Mitteilung inkl. Zugangs- und Nutzungsbedingungen für die Datenbank und Beantragungsmöglichkeit

Publikationen

Dr. Anna-Miria Fuerst / DVFR Reha Recht: "Zeugnisbemerkungen, Notenschutz und Nachteilsausgleich: Angemessene Vorkehrungen und ihre Grenzen im Schul- und Prüfungsrecht – Anmerkung zum Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 22. November 2023"

Anna-Miria Fuerst bespricht in ihrem Beitrag für Reha-Recht die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) vom 22. November 2023 (Az. 1 BvR 2577/15, 1 BvR 2578/15, 1 BvR 2579/15). Das BVerfG entschied u.a., dass Bemerkungen in Schulabschlusszeugnissen über eine Nichtbewertung von Leistungen wegen behinderungsbedingter Einschränkungen grundsätzlich gerechtfertigt sind, wenn sie so umfassend erfolgen, dass insgesamt eine hinreichende Transparenz der Zeugnisse erreicht wird. Die Autorin fasst es so zusammen: "In einem auf Leistung basierenden Bewertungssystem dürfen Menschen mit Behinderungen nicht benachteiligt werden, müssen aber hinnehmen, wenn Bewertungsvorteile, die ihnen wegen ihrer Behinderung gewährt worden sind, für Dritte kenntlich gemacht werden." Der Beitrag stellt das vorgehende verwaltungsgerichtliche Verfahren und die wesentlichen Argumentationslinien des Bundesverfassungsgerichts dar, geht auf den vom BVerfG gewählten Behinderungsbegriff, die Frage der passenden Vergleichsgruppe bei der gleichheitsrechtlichen Prüfung und auf die Ausführungen zur Pflicht zum Nachteilsausgleich ein. Die Autorin begrüßt das Urteil und sieht darin eine Stärkung der rechtlichen Stellung von Schülerinnen und Schülern mit einer Behinderung in Bezug auf die Durchführung von Prüfungen. Sie begrüßt insbesondere, dass das Konzept der angemessenen Vorkehrungen erstmalig Eingang in eine Entscheidung des höchsten deutschen Gerichts gefunden hat. Die Autorin ist Richterin am Niedersächsischen Oberverwaltungsgericht Lüneburg.
(Zum Urteil (> Legasthenie) s. auch Tipps + Infos 11/2023)

Barriers in Academia - Ein kollektives Zine über Barrieren im und um den akademischen Raum

In der Einführung heißt es: "Barriers in Academia ist ein kollektives Zine-Projekt, das sich mit behinderungsbedingten Barrieren im und um den akademischen Raum auseinandersetzt. Das Zine wurde in einem partizipativen Prozess von Studieninteressierten, Studierenden, Studienabbrecher*innen, wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen und promovierten Dozierenden aus verschiedenen Perspektiven realisiert und gestaltet, die behinderungsbedingte (und im Zusammenwirken mit anderen Formen der Marginalisierung bestehende) Barrieren im akademischen Raum erleben bzw. erlebt haben. Die Projektidee und Konzeption ging ursprünglich aus einem Studienprojekt-Modul des Masterstudiums der Gender und Queer Studies an der Universität zu Köln hervor. Das Zine kann als eine unvollständige Sammlung von behindertem Wissen und kreativem Ausdruck verstanden werden und soll uns dabei helfen, in alltäglichen ableistischen Strukturen zu navigieren und sie zu überleben. Ziel des Projekts ist aber auch die Sichtbarmachung von Barrieren für nicht-behinderte Personen im akademischen Raum und die Ermöglichung solidarischer Zusammenschlüsse und gegenseitiger Unterstützungsmöglichkeiten."

Michael Engel (BliZ/THM): Leitfaden „MS Excel ohne Maus bedienen“

Hilfestellungen zur Bedienung der MS Office-Programme sind meist nicht barrierefrei. Die meisten Orientierungshilfen zur Barrierefreiheit richten sich an nicht eingeschränkte Anwender*innen, die für Menschen mit Beeinträchtigungen arbeiten. Der vorliegende Leitfaden will die Lücke schließen und richtet sich an blinde und sehbehinderte Menschen, die die Maus nicht bedienen können. Er gibt einen nutzerfreundlichen Einstieg in MS Excel und die wichtigsten Features des Programms. Die Publikation steht für die private Nutzung kostenfrei zur Verfügung. Die Handreichung zu MS Word ist bereits 2023 veröffentlicht.

Aus den Medien

ZDF-MOMA: "Bildungsteilhabe für alle"

Hoher Verwaltungsaufwand für Studierende und viel zu lange Wartezeiten auf Bewilligungen - im Beitrag des Morgenmagazins vom 17. April berichten blinde Studierende der Uni Marburg, mit welchen Barrieren sie sich auseinandersetzen müssen, um die Versorgung mit notwendigen Studienassistenzen und Hilfsmitteln für das Studium sicher zu stellen. Ihre Kritik am Sytem der Eingliederungshilfe wird durch ihre Professorin und den Rechtsanwalt Michael Richter bekräftigt.

dpa/ veröffentlicht u.a. in Zeit-Online: "Inklusion am Arbeitsplatz - Unwissenheit und Unsicherheit"

Menschen mit Schwerbehinderung sind oft gut ausgebildet, finden aber schwerer Arbeit. Auch weil Unternehmen nicht wissen, wie die Inklusion gelingen kann. Der Artikel geht der Frage nach, wie sich das ändern lassen könnte.

SI-Akademie für Sicherheit und Gesundheit: "Neurodiversität in der Arbeitswelt"

Das Thema Neurodiversität beschäftigt auch die Arbeitswelt. Der Beitrag nähert sich dem Thema aus der Perspektive des Arbeitsschutzes. Dass Neurodiversität sicherheitsrelevant sein könne, werde spätestens in Notfallsituationen deutlich, aber auch im Zusammenhang mit Mobbing und Streit am Arbeitsplatz. Unterschiedliche Formen der Wahrnehmung und Interpretation könnten leicht Ursache für Missverständnisse und Verärgerungen sein, die das Unfallrisiko erhöhen. Wer im Arbeitsschutz gewohnt sei, pauschale Regeln aufzustellen oder gar Checklisten abzuarbeiten, müsse im Umgang mit Neurodivergenz umdenken. Der Autor wirbt für Wertschätzung statt Stigmatisierung und empfiehlt mehr Achtsamkeit für neurokognitive Vielfalt. Das würde nicht nur dem Betriebsklima guttun, sondern auch beste Voraussetzung für einen entspannten und erfüllenden Arbeitsalltag sein – für Neurodivergente wie für Neurotypische.

Termine

iXNet/ BA: Infoveranstaltung "Die ergänzende unabhängige Teilhabeberatung"

Die Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) unterstützt und berät alle Menschen mit Behinderungen, von Behinderung bedrohte Menschen, aber auch deren Angehörige kostenlos und bundesweit in allen Fragen zur Rehabilitation und Teilhabe. Frau Anke Kidan, Leitung der EUTB-Beratungsstelle Neumarkt, stellt die Arbeit vor. Fragen vorab sind willkommen.

Termin: 23. Mai 2024 (13.30 - 14.30 Uhr)
Ort: digitale Veranstaltung via Teams
Anmeldung: erforderlich (Anmeldefrist: 8. Mai)
Zielgruppe: Interessierte
Veranstalter: Arbeitgeberservice für schwerbehinderte Akademiker der Bundesagentur für Arbeit (BA) / iXNet (Netzwerk von und für Akademiker*innen mit Behinderungen)

RUB: Lesung und Gespräch "Zwischen mentaler Gesundheit und Machtgefälle. Ein kritischer Blick auf Leistung und Ableismus im Hochschulwesen"

Anlässlich des RUB Diversity Day 2024, der unter dem Themenschwerpunkt "Behinderung, Erkrankung, Neurodiversität - Herausforderungen im Unialltag" steht, wird die freie Journalistin und Autorin Andrea Schöne auf Einladung der Universitätsbibliothek Bochum und des Projekts Inklusive Hochschule der Ruhr-Universität Bochum (RUB) aus ihrem Buch "Behinderung und Ableismus" lesen. Im anschließenden Gespräch soll über die Wurzeln und Auswirkungen von Ableismus im Hochschulwesen gesprochen und überlegt werden, wie ein neuer Leistungsbegriff aussehen kann, der mental entlastet und Machtgefälle aufbricht.

Termin: Dienstag, 28. Mai 2024, 18:00 – 19:30 Uhr
Ort: in Präsenz, Universitätsbibliothek Bochum, Universitätsstraße 150, 44801 Bochum
Anmeldung: erforderlich
Zielgruppen: Studierende, Lehrende, Verwaltungsmitarbeiter*innen, alle Interessierte
Veranstalter: Projekt Inklusive Hochschule der Ruhr-Universität und Universitätsbibliothek Bochum

HfD: University Future Festival - Studierenden-Workshop "Tales of an Inclusive University”  

Das Hochschulform Digitalisierung lädt Studierende zum Workshop “Tales of an Inclusive University” ein, der im Rahmen des University Future Festival (U:FF) in Berlin stattfindet. Ziel ist es, in einem interaktiven Setting Ideen und Vorschläge zu entwickeln, um digitale Barrierefreiheit an Hochschulen weiter zu denken. Im Workshop wird es u.a. um folgende Inhalte gehen: Digitale Inklusion als Thema in der Lehre, Barrierefreiheit meets Künstliche Intelligenz (KI), Inklusionskompetenzen bei allen Studierenden aufbauen. Das kostenlose Ticket ermöglicht den Zugang zum Festival und berechtigt automatisch für die Teilnahme am Workshop. Es besteht die Möglichkeit der Reisekostenunterstützung für Hotel und Anreise. Interessierte Studierende können sich wenden an: [email protected] oder 0228 – 887-177 (Bitte an die Registrierung denken).

Termin: 5. Juni 2024, (13.45 – 15.15 Uhr)
Veranstaltungsort: in Präsenz, Festsaal Kreuzberg, Am Flutgraben 2, 12435 Berlin
Registrierung: notwendig (Link)
Anmeldeschluss: solange Tickets verfügbar sind
Zielgruppe: Studierende (aller Fachrichtungen)
Veranstalter: Hochschulforum Digitalisierung (HFD), Arbeitsgruppe Digital Accessibility

Uni Bielefeld: "Vielfalt auf Augenhöhe – Über die Bedeutung der Menschenwürde für unser Verständnis von Inklusion, Diversität und Teilhabe“

Der Bielefelder Philosoph Ralf Stoecker beschäftigt sich im Gastvortrag des ZAB Bielefeld mit der Frage, wie sich der Rechtsanspruch auf Inklusion und Teilhabe begründet, welche Rolle die Menschenwürde dabei spielt und welche Konsequenzen sich für andere Themenbereiche daraus ergeben.

Termin: 18. Juni 2024 (19.00 - 20:30 Uhr)
Ort: in Präsenz: X-E0-001; und als Livestream
Livestream: Registrierung erforderlich
Zielgruppe: Interessierte in und außerhalb der Uni Bielefeld
Veranstalter: ZAB - Zentrale Anlaufstelle Barrierefreiheit

Stellen, Praktika, Karriereprogramme

myAbility Talent Programm: 2. Runde des barrierefreien Karriereprogramms im Mai 2024 - Anmeldung bis spätestens 5.Mai

Das Programm richtet sich an Menschen mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen bzw. neurodivergentem Hintergrund unterschiedlichen Alters, die u.a. noch studieren oder ein Studium oder eine Promotion abgeschlossen haben. Insgesamt 7 namhafte Unternehmen – Allianz, BNP Bank Paribas, EPO European Patent Office/Europäisches Patentamt, GENERALI, Google, GSK GlaxoSmithKline und Penguin Random House Verlagsgruppe – freuen sich darauf, spannende Persönlichkeiten mit unterschiedlichsten fachlichen Hintergründen kennenzulernen. Alle Firmen sind gesprächsoffen für individuelle Barrierefreiheits-Anforderungen am Arbeitsplatz und stellen die Fachkenntnisse und Erfahrungen der Teilnehmer*innen in den Fokus. Über digitale Coachings, Workshops und Selbstpräsentations-Trainings werden die teilnehmenden "Talente" auf ihr persönliches Kennenlernen mit Firmen-Vertreter*innen vor. So erweitern sie ihre Bewerbungs-Skills und bauen sich ein jobrelevantes Netzwerk für ihre Berufslaufbahn auf. Die Teilnahme am Programm ist kostenlos, Reisebereitschaft zu Interviews und Netzwerk-Events werden vorausgesetzt. Das Zeitinvestment beträgt ca. 10 Stunden pro Monat über max. ein halbes Jahr und lässt sich gut mit anderen Aktivitäten kombinieren. Für eine Teilnahme werden keine Nachweise oder Bescheinigungen. Für Fragen stehen Frau Viviane Martin und Herr Michael Zakall bereit, per E-Mail unter [email protected] oder telefonisch unter +43 699 16 56 12 25.