Sehbeeinträchtigungen - Technische und personelle Unterstützung

Für Studierende mit Sehbeeinträchtigungen ist ein entscheidender Punkt die Versorgung mit bedarfsgerecht umgesetzter Fachliteratur und Studienmaterial. Studienassistenzen und technische Hilfen unterstützen Studierende mit Sehbeeinträchtigungen im Studium.

Hinweis zur Finanzierung: Die Kosten für die technische Ausstattung, die Beauftragung von Textumsetzungsdiensten, wie auch für die Studienassistenz kann über die Eingliederungshilfe für behinderte Menschen nach SGB XII beantragt werden.

Hinweis zu Präsenzveranstaltungen und Prüfungssituationen: Neben technischen Hilfen und personellen Unterstützungen sind Studierende mit studienrelevanten Sehbeeinträchtigungen auf die Berücksichtigung ihrer besonderen Belange in Lehrsituationen und auf Nachteilsausgleiche im Studium und bei Prüfungen angewiesen.

Technische Hilfsmittel

Kein Studium ohne Notebook! Das Notebook mit abgestimmten Zusatzgeräten und spezieller Software, das einen mobilen Einsatz im Hochschulalltag erlaubt, ist gerade für Studierende mit Sehbehinderung ein unverzichtbares Arbeitsgerät im Studium. Mit Hilfe der passenden Hard- und Software und eines leistungsstarken Zugangs zum Internet sind Informationsrecherche, Literaturbeschaffung und Durchsicht von Dokumenten, Einscannen von Büchern, Verfassen eigener Texte sowie Mitschreiben in Vorlesungen selbständig möglich.

Skripte und Literaturlisten, die von Lehrenden für ihre Studierenden ins Netz gestellt werden, können von blinden und sehbehinderten Kommiliton/innen bei Einhaltung bestimmter Formatierungsregeln gleichberechtigt genutzt werden.

Da viele Hochschulen mittlerweile über Funknetze (W-LAN) verfügen, können Studierende beispielsweise auch in Vorlesungen online gehen.

Für die Ausstattung eines studiengerechten Arbeitsplatzes empfiehlt das Studienzentrum für Sehgeschädigte des KIT (Karlsruher Institut für Technologie) folgende Hilfsmittel:

1. für blinde Studierende:

  • leistungsstarkes Notebook (ersatzweise PC + mobiles Notizgerät mit integrierter Braillezeile)
  • Scanner inklusive Texterkennungssoftware
  • Screenreader mit Sprachausgabe in Deutsch und Englisch
  • mobile Braillezeile
  • Funknetzkarte
  • handelsüblicher Schwarzschrift- und nötigenfalls Blindenschriftdrucker

2. für sehbehinderte Studierende:

  • leistungsstarkes Notebook (unter Umständen in Verbindung mit portabler Kamera)
  • Scanner inklusive Texterkennungssoftware
  • Großschriftsystem mit integrierter Sprachausgabe in Deutsch und Englisch
  • Bildschirmlesegerät oder eine an den Computer anzuschließende Lesekamera
  • Funknetzkarte
  • handelsüblicher Drucker

Die einzelnen, oft sehr speziellen Komponenten müssen zueinander passen und auf das Betriebssystem abgestimmt sein, um reibungslos funktionieren zu können. Die individuelle Beratung durch herstellerunabhängige Hilfsmittelberatungsstellen und die einschlägigen Hilfsmittelhersteller, die meist am besten über neueste Entwicklungen und über das Angebot an Spezialgeräten Bescheid wissen, ist deshalb unerlässlich. Wichtig ist auch, die technische Ausrüstung kontinuierlich zu aktualisieren, so dass alle Möglichkeiten konsequent genutzt werden können.

Allerdings sind die Recherchemöglichkeiten und die Arbeit mit Dokumenten im Netz immer abhängig davon, in welchem Umfang das Material barrierefrei zugänglich ist. Das gilt beispielsweise auch für Unterlagen, die die Hochschule selbst zum Downloaden zur Verfügung stellt, wie Rückmeldeformulare oder Bestellformulare für die Bibliothek. Sehr wichtig ist dabei die Umsetzung der Inhalte nach international festgelegten Standards für Webinhalte.

Weitere Informationen zu Hilfsmitteln für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen:

Fachliteratur für blinde und sehbehinderte Studierende

Erste Anlaufstelle für Studierende in Sachen Fachliteraturrecherche ist der Service für blinde und sehbehinderte Studierende (SfBS)der Universitätsbibliothek Dortmund mit dem Online- Katalog für Sehgeschädigte.

SehKOn ist der Zentralkatalog der Medien für Sehgeschädigte, der die Titel der Fachliteratur auflistet, die in geeigneter Medienform in Universitäts- und Spezialbibliotheken des deutschsprachigen Raums vorliegen und über Fernleihe der Universitätsbibliotheken ausgeliehen werden können. Im SehKOn werden auch geplante Umsetzungen verzeichnet, sodass aufwendige Doppelproduktionen vermieden werden können.

Die Hochschulen, die Bestände regelmäßig melden, sind über den Online-Katalog schnell zu ermitteln. Verläuft die Suche ergebnislos, kann man sich per E-Mail oder Telefon an die Mitarbeiter/innen wenden, die bei der Recherche behilflich sind und auch Kontakt zu den Verlagen aufnehmen.
Service für blinde und sehbehinderte Studierende (SfBS)der Universitätsbibliothek Dortmund

Blindenhörbüchereien, Blindenschriftdruckereien, Blindenbibliotheken
sowie Textservice und Aufsprachedienste

Die Blindenhörbüchereien, Blindenschriftdruckereien und Blindenbibliotheken – wie die Deutsche Zentralbücherei für Blinde (DZB) oder die Deutsche Blinden Bibliothek (DBB) – verfügen ebenfalls über ein Angebot an Sachliteratur. Sie wird zumeist in Form von Audio-Dateien zur Verfügung gestellt und kann für Studienarbeiten genutzt werden.

Über den Zentralkatalog der Mediengemeinschaft für blinde und sehbehinderte Menschen e.V. können die Bestände bibliotheksübergreifend recherchiert werden. Die Mitgliedschaft bei einer einzigen Hörbücherei ist ausreichend, um als Blinder oder Sehbehinderter auf alle Produktionen zugreifen zu können.

Angeschlossene Aufsprachedienste, wie beispielsweise der DVBS-Textservice, setzen auf Wunsch bestimmte Titel um. Die Kosten dafür können unter bestimmten Voraussetzungen im Rahmen der Eingliederungshilfe für behinderte Menschen (SGB XII) geltend gemacht werden.

Beim DVBS-Textservice können überdies rund 6.000 umgesetzte Titel bestellt werden. Literatur kann von blinden und hochgradig sehbehinderten Studierenden in der Regel kostenlos entliehen werden. Dafür muss bei der Anmeldung die Behinderung nachgewiesen werden.

Literatur als multimediales Hörbuch

Im Mittelpunkt der Arbeit der Blindenbüchereien steht immer weniger das Auflesen oder Umsetzen in Punkt- oder Großschrift in der klassischen Weise. Ziel ist es, digitalisierte barrierefreie Literatur-Fassungen zu beschaffen oder herzustellen und  multimediale, vielfältig einsetzbare Hörbücher zu entwickeln, um diese für die Suche in Online-Katalogen nutzbar zu machen. Die Audio-DAISY-Produktion hat sich bereits in kurzer Zeit als Standard durchgesetzt und die klassischen Umsetzdienste weitgehend ersetzt.

Einzelne Verlage bringen – oftmals in Kooperation mit Einrichtungen des Blinden- und Sehbehindertenwesens – Fach- und Sachliteratur als Hörbücher heraus. Andere Verlage stellen Blinden und Sehbehinderten gegen Unterzeichnung einer urheberrechtlichen Unterlassungserklärung auf Anfrage digitale Buchausgaben (Word, PDF) zur Verfügung.

Bedarfsgerechte Umsetzung von Studienmaterial

Skripte, Fachaufsätze, Reader, Folien, Klausuren und weiteres studienrelevantes Material müssen für die Nutzung von Braillezeile und Screenreader aufbereitet werden, soweit sie für die Teilnahme an Lehrveranstaltungen und Prüfungen relevant sind. Manchmal werden auch Ausdrucke in Brailleschrift oder taktil gestaltete Grafiken erforderlich.

Die Adaption der Studienmaterialien sollte nach den Kriterien einer wissenschaftlichen Textumsetzung erfolgen, sodass zum Beispiel die Möglichkeit des Zitierens unter Angabe der Originaltextseite sichergestellt ist.

Hinsichtlich der Umsetzung von Literatur kann man sich an folgende Einrichtungen wenden:

Servicestellen und Studienzentren an Hochschulen

An einer Reihe von Hochschulen und Studentenwerken gibt es Servicestellen für behinderte Studierende, die unter anderem Hilfsmittelpools und speziell ausgerüstete Arbeitsplätze anbieten und auch Studienliteratur im Auftrag von Studierenden oder Dozent/innen umsetzen.

Meist in Zusammenhang mit besonderen Forschungs- oder Bildungsschwerpunkten sind an einigen Hochschulen spezielle Zentren zur Studienunterstützung für blinde und sehbehinderte Studierende entstanden. Sie übernehmen auch Umsetzungsaufträge von anderen Hochschulen.
Auch in anderen Hochschulen und Studentenwerken gibt es zum Teil spezielle Unterstützungsangebote für Studierende mit Sehbehinderungen.

Persönliche Studienassistenz

Blinde oder sehbehinderte Studierende verbringen immer noch viel Zeit damit, wichtige Literatur selbst oder mit Hilfe von Studienassistenzen einzuscannen, da die Titel nicht in sehgeschädigtengerechter Form vorhanden sind. Das kostet Geld und Zeit und macht deutlich, dass technische Hilfen menschliche Assistenz nicht überflüssig machen.

Das Benutzen der Uni-Bibliothek vor Ort, das Verfolgen von Vorlesungen, das Festhalten von Ergebnissen in Seminaren und Arbeitsgruppen setzt in den meisten Fällen die ergänzende Arbeit von Studienassistent/innen voraus. Sie begleiten die Studierenden im Rahmen des Studiums bei Bedarf auch an Orte außerhalb der Hochschule.

Bei Bedarf übernimmt die Studienassistenz in der Regel ebenfalls das zeitnahe Auflesen, Einscannen und Texterkennen von kürzeren Aufsätzen oder Seminarunterlagen. Meist handelt es sich dabei um Mitstudierende aus dem eigenen Semester. Die Auswahl der Assistenz und die Absprache der Aufgaben erfolgt in Eigenregie.