Hochschulpolitik

Mehr Bildungschancen für Nicht-Akademiker

 
Berlin, 27. Januar 2011. Ob jemand in Deutschland studiert oder nicht, hängt ganz entscheidend vom Bildungsstatus seiner Eltern ab: Von 100 Akademiker-Kindern studieren 71, von 100 Kindern aus einem Elternhaus ohne akademische Tradition schaffen aber nur 24 den Sprung an die Hochschule. Darauf macht das Deutsche Studentenwerk (DSW) zur heutigen Bundestagsdebatte über den Nationalen Bildungsbericht 2010 aufmerksam. Die Daten stammen aus der aktuellen DSW-Sozialerhebung.
 
„Das deutsche Hochschulsystem ist sozial selektiv wie kaum ein anderes in der Welt“, beklagt DSW-Präsident Prof. Dr. Rolf Dobischat. „Das ist beschämend für ein Land, das Bildungsrepublik sein will, und das ist schädlich für ein Hochtechnologieland, das dringend auf kluge Köpfe aus allen Schichten der Bevölkerung angewiesen ist.“
 
Dobischat weiter: „Die Akademiker reproduzieren sich weitgehend selbst. Die Fachkräfte und Hochqualifizierten, die Deutschland dringend braucht, müssen nun viel stärker aus hochschulfernen, einkommensschwächeren Schichten mobilisiert werden. Es geht um mehr Bildungschancen für Nicht-Akademiker.“ Diea sei, so Dobischat, gesellschafts- und bildungspolitisch zwingend, aber auch wirtschafts- und innovationspolitisch.
 
„Wir brauchen Exzellenz und Inklusion“, fordert Dobischat, „wir brauchen ein Hochschulsystem, das wissenschaftliche Exzellenz mit Exzellenz in der Lehre kombiniert und sich allen öffnet, die die nötige Begabung mitbringen, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft.“ 
 
Die soziale Öffnung der deutschen Hochschulen gehöre ganz oben auf die bildungspolitische Agenda, ist Dobischat überzeugt. „Hier stehen auch die Hochschulen selbst in einer gesellschaftlichen Verantwortung.“
27.01.2011