Good Practices Beratung: Die Mutmacherin

Wenn Studierende zu Beate Bastian kommen, haben sie häufig ähnlich drängende Fragen auf den Lippen: Schaffe ich das? Mit Kind? Die Diplom-Sozialpädagogin berät seit 2008 für das Studierendenwerk Koblenz Paare, die sich bewusst dafür entschieden haben, während des Studiums ein Kind zu bekommen. Aber auch Frauen, die ungeplant schwanger geworden sind. Keine leichte Aufgabe, weil eine Veränderung der Lebenssituation immer mit Ängsten und Fragen verbunden ist. Doch Beate Bastian hat einen Plan. Sie entwickelt mit den Studierenden Strategien für den turbulenten Alltag zwischen Hörsaal und Kinderzimmer. Sie informiert sachlich über staatliche Leistungen und Betreuungsmöglichkeiten. Vor allem ist Beate Bastian aber eine Mutmacherin, die aus eigener Erfahrung sprechen kann.

Studierende in Deutschland haben einen steigenden Beratungsbedarf. Das hat die letzte Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks wieder gezeigt. Sie kämpfen mit Zweifeln am gewählten Studienfach, mit Prüfungsängsten oder Problemen, ihr Studium abzuschließen. Auch bei finanziellen Notlagen gehen sie zu den Beratungsstellen der Studentenwerke. Für werdende Mütter und Eltern gab es bei Fragen lange Zeit keine eigene Anlaufstelle. Anfang der 90er-Jahre entstanden vielerorts kommunale Frauen- und Gleichstellungsbüros. Für Studierende mit Kindern entwickelten die Studentenwerke nach und nach spezialisierte Beratungsangebote. 

Die Rahmenbedingungen für eine aktive Elternschaft im Studium haben sich dadurch gebessert. Das kann man auch am RheinMoselCampus der Hochschule Koblenz sehen. Er liegt malerisch über den Dächern der Stadt, am Rand des Stadtwalds. Hier studieren mehrere tausend junge Menschen Mittelstandsmanagement, Bauingenieurwesen oder Sozialwissenschaften. Sie werden einmal das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bilden. Einen Steinwurf neben dem Campus hat 2011 das Kinderhaus in Trägerschaft des Studierendenwerks Koblenz eröffnet. In der modernen Kita werden 65 Kinder betreut. Auch Beate Bastian ist öfter hier, denn sie begleitet die Studierenden, die zu ihr kommen, bei praktischen Problemen im wahrsten Sinne des Wortes.

Ihre Arbeit an den Koblenzer Hochschul- und Fachhochschulstandorten hat sie 2008 begonnen: „An der Fachhochschule fühlen sich die Studierenden mehr noch als an der Uni unter Zugzwang, auch nach der Geburt eines Kindes ihr Studium rasch abzuschließen“, sagt Beate Bastian. Sie hat während ihres Studiums selbst ein Kind bekommen. Und obwohl sie sich bei der Betreuung damals auf ihr familiäres Umfeld verlassen konnte, kann sie die Gefühlslage bis heute gut nachvollziehen, mit der Studentinnen oder Paare zu ihr kommen. Sie suchen praktische Hilfe, manchmal auch Beistand, wollen aber keine Sonderrolle.

Eines Tages im Jahr 2016 standen zum Beispiel

Özlem Celik und Markus Brötz bei Beate Bastian im Türrahmen. Das Paar hatte sich auf dem Koblenz-Kolleg kennengelernt, wo beide auf dem zweiten Bildungsweg ihr Abitur machten. Sie verliebten sich und sie wollten ein Kind, als sie sich gerade an der Hochschule Koblenz eingeschrieben hatten. Wir schaffen das schon, sagte der angehende Berufsschullehrer Markus aus der Eifel zu seiner Özlem, die aus dem Hunsrück kommt und Mechatronik studiert. Weil sie aber seinerzeit einen Freundeskreis hatten, in dem es weder Studierende noch Eltern gab, waren sie doch unsicher, wie sich Studium und Kind vereinbaren lassen. Vor allem machten sie sich Sorgen, ob ihnen das Geld jeden Monat reichen würde.

Beate Bastian hat nach ihrem Studium eine Ausbildung zur systemischen Beraterin absolviert. Sie stellt in vertraulicher Atmosphäre meist einfache Fragen: Wie kann es besser werden? Dann sucht sie mit den Studierenden nach Lösungen. Das kann manchmal recht schnell erledigt sein, wenn sie sich nicht sicher sind, ob sie nach der Geburt ein Urlaubssemester einlegen sollen. Andere Mütter haben Schwierigkeiten mit der Selbstorganisation: „Ich rate dann immer, die Betreuungszeit durch die Kita möglichst effektiv zu nutzen, damit die Studierenden zuhause für ihre Kinder da sein können“, sagt Beate Bastian. Einige Frauen hat sie über Jahre betreut: vom Erstkontakt während der Schwangerschaft über die Anmeldung des Nachwuchses in einer Kita und Phasen mit finanziellen Engpässen bis hin zum Studienabschluss.

Bei Özlem Celik und Markus Brötz lag der Fall etwas einfacher. Sie wussten vor dem Beratungsgespräch nicht, dass ihnen als BAföG-Empfängern neben dem Elterngeld auch Wohngeld zusteht. Auch wegen der Übersicht über gesetzliche Leistungen, Stipendien und Zuschüsse empfiehlt sich der Gang in die Beratung. Das Paar in Koblenz bekam auf diesem Weg Geld für die Erstausstattung ihres Haushalts. Mit so viel materieller Sicherheit konnten Celik und Brötz sich im ersten Jahr nach der Geburt von Jaron auf ihr Studium und die kostbare Zeit mit ihrem Sohn konzentrieren, ohne zusätzlich arbeiten zu müssen. So wie es sein soll.

Servicestelle Familienfreundliches Studium

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